Samstag, 5. September 2009

Erste Eindrücke nach 72 Stunden Dublin

Nach meinen ersten paar Tagen auf der grünen Insel möchte ich allen Daheimgebliebenen, allen Neugierigen und allen meinen Freunden - wo immer sie auch sein mögen - mal ein paar Gedanken hinterlassen, um ihnen zu zeigen, dass ich sie nicht vergessen habe.

Das erste Ziel, was ich mir in diesem Land gesetzt hatte, war während der Busfahrt vom Flughafen zu den Schlüsseln meiner neuen Wohnung den Weg auf der neu erstandenen Dublin-Karte nachzuverfolgen...um zu wissen wo ich bin und Straßennamen vielleicht später einmal Bilder zuordnen zu können.
Klingt eigentlich einfach. Ist es aber gar nicht, wenn man bedenkt, dass die Iren ihre Straßenschilder an Häuserwänden anbringen, aber nur manchmal, und nur wenn da gerade zufällig Wände sind.

Nach dieser anfänglichen Verwirrung, die übrigens durch den Linksverkehr noch etwas verstärkt wird, kam ich bei meinen Schlüsseln, und bei dem bisher einzigen (!) unfreundlichen Iren an, den ich getroffen habe. Dummerweise war gerade diese Irin dafür verantwortlich mir meine Schlüssel auszuhändigen..und natürlich dafür, mir zu sagen, wie unverschämt es von mir ist, die Miete für die nächsten 5 Monate nicht in bar dabei zu haben.

Nach diesem herzlichen Empfang erreichte ich meine zukünftige Wohnung. Ein ziemlich riesiges Haus mit 2 Wohnzimmern, 3 Bädern, Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine (sowas hatte ich noch nie) und natürlich mit der für Irland üblichen Haustür in gregorianischem Stil, was ich mir in der nächsten Zeit mit 8 amerikanischen Wirtschaftsstudenten teile. Und seit gestern Abend kann ich mir doch tatsächlich alle ihre Namen merken...ich finde das ist eine herausragende Leistung.

Am ersten Tag viel mir oft die Geschichte von dem Darmstädter Studi ein, der für ein Semester nach Dublin ging...und nach einer Woche zurückkam, weil alles ihm zuviel wurde und er mit der Gesamtsituation überfordert war. Ermunternderweise hatte mir ein ehemaliger Erasmusstudent, der auch in Irland war, davon erzählt, als ich noch in Deutschland war.

Um diesem armen Kerl mal etwas entgegenzusetzen, fing ich an zu vergessen, dass ich mich in einem fremden Land mit fremder Sprache befand, erstmal noch niemanden kannte, unheimliche Nebenkosten hatte aber keine der Voraussetzungen für eine Kontoeröffnung besaß, und das es in Deutschland mindestens 5 Grad wärmer war. Stattdessen fing ich an meine Umgebung zu erkunden, wie blöd Emails an Bedienstete der Uni, der Versicherung und der Bank zu schreiben oder diese zu besuchen, und Streifzüge durch Dublin zu machen.

Trotz des dabei stets sehr irischen Wetters erkannte ich dadurch ein paar Dinge und fing an mich hier wesentlich wohler zu fühlen.

Ich erkannte, dass ich mit der unfreundlichen Irin einen Treffer im Lotto erzielt hatte und alle anderen Iren das Wort unfreundlich noch nie gehört zu haben scheinen. Wenn man hier zu einem Bankangestellten geht, ihm erzählt, dass man ein Studenten-Konto eröffnen möchte, aber zurzeit weder beweisen kann, wo man wohnt, noch dass man Student ist, dann sind die...unheimlich nett und hilfsbereit, und das sind immerhin Beamte!
Ich erkannte, dass sehr viele Iren rote oder rötliche Haare haben, dass das eigentlich ganz gut aussieht und sich mehr verbreiten sollte.
Ich erkannte, dass unheimlich viele Irinnen ziemlich hübsch sind, auf sehr natürliche weise...und ich hab dazu mal eine kleine Theorie aufgestellt:

Ein Tag ohne Regen in Irland ist ähnlich wahrscheinlich wie ein unfreundlicher Ire. Und wenn man draußen ist und es regnet, ist das Make-Up, das man aufgelegt hatte, hinüber. Außerdem ist es furchtbar windig und wenn man mal eine Frisur hatte, so ist es nach einem Spaziergang zum nächsten Park keine mehr. Man kann hier also nichts verbergen! Da bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als einfach so hübsch zu sein.

Ich erkannte, dass man die Sonne noch mehr genießen kann, wenn sie nie so lange da ist.
Ich erkannte, dass es in einer 9er Wg mit 8 Amerikanern unmöglich ist, keine neuen Leute kennenzulernen.
Und ich erkannte, dass man sich gleich viel heimischer fühlt, wenn 5 Minuten von der Wohnung entfernt ein Aldi steht.

Auch im Aldi ist es hier viel persönlicher, als ich es gewohnt bin. Etwa 3 Meter neben mir, nahm ein Typ mit seiner kräftigen irischen Hand eine Colaflasche aus dem Regal, worauf hin diese nicht widerstehen konnte, und sofort explodierte. Alle Augenzeugen, der Typ mit der kräftigen Hand und der Passant, dem danach etwa 0,5 Liter Cola aus dem Jackenärmel flossen eingeschlossen, amüsierten sich köstlich. Damit die selbstverständlich hübsche und mit Sicherheit auch nette Aldimitarbeiterin das auch konnte und nicht ganz soviel zu tun hatte, warf ich mich natürlich mit meinem Gesicht und meiner Jacke schützend zwischen umherspritzende Cola und Boden und fühlte mich danach umsomehr als teil der irischen Gemeinde.

Ich hoffe ich konnte euch allen ein paar Eindrücke ins irische Leben geben und werde vielleicht irgendwann mal mehr darüber erzählen. Bis dahin wünsch ich euch alles Gute. Bleibt so, wie ich euch kennen und schätzen lernte.
Liebe Grüße aus Dublin,
Felix
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