Samstag, 6. Februar 2010

Andere Länder, andere Sitten

Nachdem ich mir eine kleine Auszeit für Urlaub in meinem Kopf und danach für den letzten Schliff an meinem Projekt genommen habe, versuche ich jetzt, meine Schreibfaulheit noch einmal zu überwinden.
Dieses Mal dient es einem sehr wohltätigen Zweck…nämlich der Auseinandersetzung mit den Iren und ihrer absoluten koordinatorischen Unfähigkeit...sogar noch schlimmer als bei mir selbst.

Aber zuerst ein bisschen international culture studying, passend zu Silvester:

Für die Italiener ist es sehr wichtig, an Silvester Linsen zu essen. Denn Linsen stehen für Reichtum. Wenn man also an Neujahr möglichst viele Linsen ist, hat man für das nächste Jahr finanziell ausgesorgt. Praktisch eigentlich.

Ziemlich international – aber bis jetzt an mir vorübergegangen – ist die Tradition während des Jahreswechsels rote Unterwäsche zu tragen. Denn wenn man das tut, wird man das nächste Jahr auch Glück in der Liebe haben.

Eine Kombination aus Linsen und roter Unterwäsche lässt einem also fast keine Wünsche offen. Wie gut, dass man solche Dinge lernen kann, wenn man zwischen lauter Erasmus-Studenten leben muss.

So, und jetzt mal ein bisschen auf die verplanten Iren:

Fallstudie 1:

Seit ich im September nach Dublin gekommen bin, hab ich zusammen in einem Haus mit 8 Amerikanern gewohnt. Die waren alle auf einer anderen Uni; deswegen hat deren Semester auch ein wenig früher angefangen und ein bisschen früher aufgehört, als meins. Sie hatten alle ihre Prüfungen noch vor Weihnachten, und sind auch vor Weihnachten wieder auf ihre eigene große Insel zurückgeflogen.

Als ich also nach Weihnachten, aber vor Silvester – zusammen mit ein paar guten Freunden – wieder in mein Haus zurückgekehrt bin, hatten wir das komplett für uns. Sehr gut!
Aber kurz nach Neujahr kam dann schließlich doch die verschlagene irische Mentalität zum Vorschein. Zunächst in Gestalt von 2 Leuten, die an einem Sonntag Morgen in die Wohnung stapften, und erstmal alles saubermachen wollten. Sie waren sehr erstaunt darüber, dass ich ja noch gar nicht weg bin…und zudem auch kein Ami. Aber gut, ich hab sie gebeten, ob sie nicht 2 Tage später kommen könnten und sie haben sich sehr über ihren freien Tag gefreut…gut gelaufen, dachte ich.
Am nächsten Tag, wieder morgens, höre ich wieder Getrampel in der Wohnung. Ich laufe also zum zweiten Mal verschlafen und etwas aufgeschreckt die Treppen hoch…und ich finde zwei meiner Landlords, die gerade dabei sind mit einem Checkboard durch die Wohnung zu laufen, um zu sehn was von wütenden Studenten zerstört worden ist, und was nicht. Sie zeigten sich sehr erstaunt darüber, dass ich ja noch gar nicht weg bin…und zudem auch kein Ami.
In der nächsten Nacht schlief ich etwas schlecht, weil ich jeden Moment irgendeinen Heini erwartete, der nachts, oder morgens, oder wann immer es furchtbar dringend war, etwas furchtbar wichtiges im Haus überprüfen musste. Natürlich kam an diesem Tag niemand persönlich…dafür aber eine Email, die mich freundlich aufforderte, doch am nächsten Tag auszuziehen und eine andere Wohnung der gleichen Vermieter aufsuchen sollte. Die Mail kam ca. um 17Uhr an. Allerdings war ich unterwegs und las sie in der folgenden Nacht in etwas benebeltem Zustand um ca. 6Uhr früh…also vielleicht 5 Stunden, bevor ich tatsächlich anfangen musste, meine Sachen zu packen. Großartig, Irland!

Fallstudie 2:

Anfang Januar brach überraschenderweise eine Kältewelle auf Irland und Dublin ein. Normalerweise sind die Temperaturen hier ziemlich moderat und sinken auch im Winter nicht unter 3-4°C. Schnee ist – außer vielleicht auf den „Bergen“ – ziemlich selten.
Als es aber diesen Januar angefangen hat, wie verrückt zu schneien…wenn auch nur für 2-3 Tage, hatte man als Bewohner das Gefühl, die ganze Stadt würde auf einmal stillstehen. Räumungsfahrzeuge gibt es nicht…wozu auch, es liegt ja nie Schnee. Salz tut man vielleicht in die irische Butter, aber bestimmt nicht auf die Straßen zum Schnee schmelzen, denn es gibt ja keinen. Deshalb sind nach einem Tag Schneefall alle Straßen und Bürgersteige für mehrere Tage unbenutzbar.
Um das ganze etwas abzurunden, brachte die Kälte mehrere Hauptwasserleitungen zum platzen; was ansich vielleicht ein Problem ist, aber noch keine Krise. Es sei denn man ist in Irland! Hier heißt es, dass auch jetzt immer noch – fast einen Monat nach der Kältewelle – die Leitungen noch nicht genügend repariert zu sein scheinen, um eine europäische Hauptstadt im 21. Jahrhundert mit Wasser versorgen zu können. Die Regierung musste das Wasser in den verschiedenen Stadtteilen wegen Engpässen begrenzen. Also immer wieder abstellen, wenn es nötig war. Und da das Ganze ja gerade Mal 4 Wochen her ist, hat sich an diesem Zustand noch nicht sehr viel geändert. Danke, Irland!

So, ich hoffe das hat gesessen. Vielleicht bald einmal mehr..

Felix
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